Ein starker Mann verbog spielend eine dicke, glänzende Metallstange – die daraufhin nicht weniger spielend von den eher schmächtigen Bühnenhelfern davon getragen wurde.
Der Magier legte seine Assistentin in eine Kiste, die er mit einer großen Säge zerschnitt und der untere Teil, aus dem die Füße ragten, lief fast alleine weg. Clowns spielten auf den verschiedensten Instrumenten – unter anderem auf einem Horn, das aus einem Trichter und einem durchsichtigen Schlauch bestand – und fielen gemeinsam um.
Löwen schlugen Purzelbäume, nachdem sie durch einen Reifen gestiegen waren und eine zarte Zirkusprinzessin schritt elegant und stolz im Tütü die Bank entlang, geschützt von einem riesigen, regenbogenfarbenen Regenschirm. Dazwischen übten Artisten das Jonglieren und Balancieren von Tellern, alles bunt durcheinander, wie es sich gehört in einem Zirkus, dem Zirkus „Buntelli“.
Auf der anderen Seite gab es da aber auch eine strenge Frau, Oberverwaltungsrat Müller, im Kostüm, mit Dutt und die Finger sorgsam zu einer Raute gelegt. Nach Recht und Ordnung rief sie und zitierte Paragrafen. Sie ließ ihren Assistenten, Herrn Müller, mit dem sie wenig zufrieden war, penibel die Haar- und Hosenbeinlänge vermessen, gegebenenfalls anmahnen und vermerken.
Streng warf sie dem Magier Scharlatanerie, den Jongleuren und dem starken Mann Gefahrenpotenzial und der Zirkusprinzessin falsches Führen eines Adelstitels vor. Mit Erlaubnis von Bürgermeister Thorsten Wozniak, was den aktuellen, politischen Bezug deutlich macht, verbot sie den Zirkus kurzum ganz. Gegen Phantasie, weil sie nicht zu kontrollieren sei, kämpfe sie, sang sie laut dabei. Den Zirkus Buntelli stürzte das in tiefe Verzweiflung. Dem Direktor war gleich klar, dass sie unter diesen Bedingungen nicht in der Stadt bleiben konnten.
Die Polizei verzaubern?
Aber wohin dann? „Wohin sollen wir nur gehen?“, ließen die Verzweifelten ihren Klagegesang ertönen, „sag uns, wo ist unser Platz in dieser Welt, sag mir, bin ich ganz auf mich gestellt?“. Schon bot der Magier an, die Polizei zu verzaubern, und der starke Mann erwog, sie aus dem Zirkuszelt zu werfen. Beides hielt Herr Müller, der – verliebt in die Prinzessin – inzwischen die Seiten gewechselt hatte, nicht für eine gute Lösung.
Stattdessen schlug er vor: Wenn die ganze Stadt auf der Seite des Zirkus stünde, könne der Zirkus nicht vertrieben werden. Und mit dem Song „We will rock you“, dessen Text zu „Wir wollen, dass der Zirkus bleibt“ umgedichtet worden war, zogen die Kinder das Publikum und so die ganze Stadt schließlich auf ihre Seite. Am Ende sangen sogar Frau Müller und der Polizist, der gut anderthalb Köpfe kleiner war als Frau Müller, Seite an Seite mit den Zirkusleuten.
Mit Humor, politischer Spitze und der ganzen Bandbreite der Gefühle begeisterte das Stück „Der Tag, an dem der Zirkus verboten werden sollte“ die Zuschauer. Der Singkreis für Kinder unter der musikalischen Leitung von Ute Höfner hatte das Stück in der Gerolzhöfer Stadthalle auf die Bühne gebracht.
„Ich bin begeistert,“ sagte Goardon Dorig. Wie bereits schon in den vergangenen Jahren trug der Singkreis für Kinder auch dieses Jahr seinen Teil zu den Kulturtagen in Gerolzhofen bei, wofür das Publikum ihm sehr dankbar war: „Wir sind jedes Mal dabei, weil es jedes Mal wunderschön ist,“ erklärte Johanna Lutz, „dass alles so perfekt ist. Die Aufführung ist spitze.“ Auch Martina Schlick aus Dingolshausen war dieser Ansicht: „Ich fand's total schön, und die Kinder haben sich total viel Mühe gemacht.“ Adolf Lutz fand es bemerkenswert, was die Kinder geleistet haben und wie lange sie durchgehalten haben.
Die Aufführung hatte etwa eine Stunde gedauert. „Da sieht man auch, dass es den Kindern Spaß macht,“ hob er hervor. Das zeigt sich auch darin, dass Sarah Förster nach der Vorstellung für fünfjähriges Mitsingen geehrt wurde. Einen kleinen Wermutstropfen gab es aber: Zwar fand Manuela Niedermeier, deren Enkel mitspielte, die Vorführung „super gut“. Hätte ihr Enkel aber nicht mitgespielt, hätte sie wohl nichts von der Aufführung erfahren. Gesehen hätte sie sie trotzdem gerne.